Dankbar und glücklich durfte ich auch in diesem Jahr die Kollegen in Spanien unterstützen- diesmal in Burgos, der Hauptstadt von Kastilien und León. Hier war ich für die Guardia Civil am Jakobsweg eingesetzt und für die Pilger ansprechbar. Viele Pilger durchqueren Burgos auf ihrem Ziel nach Santiago de Compostela.
Im Zeitraum vom 16. bis zum 31. Juli 2023 habe ich also in dieser besonderen Gegend Spaniens meinen Dienst versehen. Es war das erste Mal, dass ein deutscher Polizist dort arbeiten konnte.
Die circa 1.800 km lange Anreise bewältigte ich in zwei Etappen mit meinem PKW über Luxemburg und Frankreich. Burgos hat so viel mehr zu bieten, als ich mir vorgestellt hatte. Zahlreiche Kathedralen und Klöster, alte Gebäude, die sich in sehr gutem Zustand befinden und eine großartige Stadt mit herrlichen Märkten und gemütlicher Gastronomie.
Am frühen Morgen des 16. Juli 2023 wurde ich von meinen Streifenpartnern Laura und Antonio vom Hotel abgeholt. Sie waren sehr freundlich und ein wenig nervös, da sie zum ersten Mal mit einem Polizisten aus Deutschland zusammenarbeiten sollten. Während der Fahrt merkten wir aber schnell, dass wir auf einer „Wellenlänge“ waren. In der Hauptwache wurde ich vielen Kolleginnen und Kollegen vorgestellt. Dann endlich am Jakobsweg auf Streife gingen wir zu einigen Herbergen und Restaurants, die erfahrungsgemäß von Pilgern besucht werden und ich stellte mich als deutscher Ansprechpartner vor.
An meinem zweiten Tag suchten wir das örtliche Krankenhaus auf. Ein deutscher Pilger war auf dem Jakobsweg von einem Hund in die Wade gebissen worden und nun sichtlich erleichtert, einen deutschen Polizeibeamten zu sehen. Er war der spanischen Sprache nicht mächtig, so dass ich gern für ihn übersetzt habe. Am Folgetag trafen wir den Pilger am Jakobsweg wieder; er konnte seinen Weg nach Santiago de Compostela bereits fortsetzen.
Im Cuartel der Guardia Civil wurde ich von einem Spanischen Kollegen angesprochen. Er fragte mich ob es möglich wäre, ob ich mir alte Notizen anschauen könnte und vielleicht sogar ins spanische übersetzen würde. Es handelte sich um Fotos der „Blauen Division“, also einer Infanteriedivision der deutschen Wehrmacht, die aus spanischen Freiwilligen bestand und auf der Seite der Wehrmacht zwischen 1941 und 1943 im Russlandfeldzug kämpfte. Diese kurzen Texte zu übersetzen, war nicht nur für den Kollegen eine ungewöhnliche Aufgabe.
Am folgenden Diensttag wurden wir von der hiesigen Leitstelle angefunkt. Ein deutscher Pilger hatte ein Problem und bat um Hilfe. Als wir bei ihm eintrafen, sahen wir, dass er zwei Katzen auf seinen Schultern trug. Im Gespräch gab der Pilger an, dass er am gestrigen Tag am Jakobsweg (nähe Burgos) eine Pause gemacht habe, so dass seine Katzen etwas trinken konnten. Plötzlich sei eine Frau mit ihrem Hund an ihm vorbeigegangen. Der Hund schnappte nach einer Katze und verletzt sie am Schwanz. Die Frau mit ihrem Hund kümmerte sich allerdings nicht weiter und setzte ihren Spaziergang fort. Der Pilger wollte nun einen Tierarzt aufsuchen und wundert sich, dass alle Geschäfte, Praxen etc. geschlossen waren. Wir konnten ihm erklären, dass heute der „Sankt Jakob Feiertag“ in Galizien begangen wird. Der Pilger würde also am Folgetag den Tierarzt aufsuchen müssen.
Am Folgetag klingelte mein Wecker schon um 4 Uhr. Wir fuhren zunächst nach León und trafen dort eine Kollegin aus Frankreich. Sie war ebenfalls im Programm Europäische Kommissariate in Spanien tätig. Für die französische Kollegin war es der zweite Auslandseinsatz in Spanien. In Ponferrada erwarteten uns weitere Kollegen der Guardia Civil und der Policia Nacional. Unterschiedliche Einheiten, wie die Helikopterstaffel, Motorradstaffel, Reiterstaffel und die Drohnenpiloten waren vor Ort. Es handelte sich um etliche Dienststellen, die auf dem Jakobsweg in der Provinz Kastilien und León eingesetzt sind. Eine Abgeordnete der Landesregierung hatte hier ein Pressetermin anberaumt, zu dem all diese Dienststellen eingeladen worden waren.
Auf dem Rückweg nach Burgos rief mich der deutsche Pilger mit den Katzen an. Ich hatte ihm meine dienstliche Erreichbarkeit für einen etwaigen Notfall Überlassen. Er gab an, dass er am heutigen Morgen die Hundehalterin zufällig getroffen habe. Nachdem er ihr „mit Händen und Füßen“ erklärt hatte, was ihr Hund mit seiner Katze angestellt hatte, begaben sie sich gemeinsam zum Tierarzt und die Dame beglich die Rechnung beim Arzt.
Täglich fuhren wir den Jakobsweg in unserem Bereich ab und hielten „Smalltalk“ mit Pilgern. Dies geschah ohne irgendwelchen besonderen Vorkommnissen. Als ich am 25.07. bereits nach Dienstschluss meine Dienstwaffe im Cuartel eingeschlossen hatte, bat mich ein ranghoher Kollege, noch einen Moment zur Verfügung zu stehen.
Eine Gruppe ranghoher Generäle der Guardia Civil betrat dann den Raum, in ihrer Mitte ein Herr im Anzug und grüner Krawatte. Er sprach mich an und fragte mich nach meiner Zeit in Spanien. Wir unterhielten uns sehr zwanglos und ich wünschte ihm abschließend einen schönen Tag. Hinterher sagte mir meine Kollegin, dass es sich bei dem Herrn um Leonardo Marco González handelte, dem Director General der Guardia Civil, dem also ranghöchsten Vorgesetzten der Guardia Civil in ganz Spanien. Ich fühlte mich wesentlich besser, dass ich diesen Umstand nicht vorher gewusst habe.
Mein Fazit des erstmaligen Aufenthaltes in Burgos: ich bin mehr als begeistert! Sei es die Stadt selbst, die spanische Bevölkerung oder aber die Kollegen. Ich habe wieder einmal tolle Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Spanischen Polizei sammeln dürfen – vielen Dank!
Ich danke allen, dass Sie mir erneut Ihr Vertrauen geschenkt haben und hoffe, Deutschland, Nordrhein-Westfalen aber vor allem dem PP Gelsenkirchen für diese großartige Gelegenheit!