In meinem Dienst bei der Autobahnpolizei merke ich immer wieder, wie wichtig Kommunikation und vor allem die Verständigung ist, um Missverständnisse zu vermeiden. Des Öfteren komme ich mit französischsprachigen Bürgern in Kontakt oder unterstütze sprachlich andere Kolleginnen und Kollegen im Einsatz. Als ich letztes Jahr im Intranet einen Artikel über das Programm „Europäische Kommissariate“ las, bestand direkt das große Interesse, selbst an einem Auslandseinsatz in Frankreich teilzunehmen. Dieses Jahr bekam ich nun diese Chance: Nach dem bestandenen Bewerbungsverfahren beim Ministerium des Innern NRW wurde ich durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat für eine Verwendung bei der Préfecture de Police de Paris- DSPAP, Polizeipräfektur Paris, vom 4. Juli bis 22. Juli 2022 eingeteilt.
Bei der Polizeipräfektur handelt es sich um eine Dienststelle der Police Nationale in Paris, die vom Polizeipräfekten geleitet wird. Die Polizeipräfektur ist zuständig für Polizeiaufgaben in Paris, den Rettungsdienst, die Feuerwehr und polizeiliche Verwaltungsaufgaben.
Anreise und UnterkunftAm 4. Juli 2022 erreichte ich nach einer Autofahrt von 660 km meine Unterkunft, das Hotel Cercle National des Armées im 8. Arrondissement (Stadtbezirk) von Paris. Dort erhielt ich beim Check-In ein Willkommensschreiben von meiner Verbindungsbeamtin der Polizeipräfektur Paris mit einigen organisatorischen Informationen wie unter anderem den Tagesablauf für den darauffolgenden Tag.
Begrüßung und EmpfangInsgesamt waren wir sechs Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, die die Pariser Polizei während der Sommersaison unterstützen sollten, ein Kollege aus Hessen, zwei Kollegen aus Belgien sowie eine Kollegin und ein Kollege aus Portugal. Auf diese traf ich am 5. Juli 2022, als wir gegen 8:45 Uhr von Mitarbeitern der Polizeipräfektur vom Hotel abgeholt und zu einem Begrüßungsfrühstück zur Polizeiwache des 13. Arrondissement gebracht wurden. Dort wurden wir von unserer Verbindungsbeamtin herzlich mit Croissants, Schokobrötchen und Kaffee empfangen. Neben unserer Verbindungsbeamtin waren zudem Stellvertreter der Polizeiwachen des 5., 6., 7. und 8. Arrondissement anwesend. In diesen Bezirken sollten wir in den kommenden drei Wochen unseren Dienst versehen. Wir erhielten eine Präsentation über die Pariser Polizeipräfektur, unseren Dienstplan, eine Transportkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel und wir wurden in die Rechtsgrundlagen des polizeilichen Schusswaffengebrauchs in Frankreich eingeführt.
Nach der Präsentation begleiteten uns die jeweiligen Vertreter zu unserer Wache, wo wir bereits von unseren französischen Kollegen erwartet wurden. Ich wurde mit einem belgischen Kollegen zusammen der Wache Commissariat central de Police 5ème et 6ème arrondissement (deutsch: Polizeiwache des 5. und 6. Stadtbezirks) zugewiesen. Auf der Wache standen organisatorische Aufgaben auf dem Tagesplan, wie beispielsweise die Registrierung unserer Dienstwaffe im System. Im Vergleich zu der Polizei NRW wird jede Dienstwaffe zu Dienstbeginn durch den Waffenwart an die Kolleginnen und Kollegen herausgegeben, zu Dienstende wieder eingeschlossen und im System hinterlegt. Danach ging es direkt auf die erste Streifenfahrt durch das 5. und 6. Arrondissement mit dem Ziel, meinen Einsatzbereich für die kommenden drei Wochen kennenzulernen.
Die Polizeiwache Commissariat central de Police 5ème et 6ème arrondissement
Die Polizeiwache befindet sich im 5. Stadtbezirk von Paris. Sie ist örtlich für den 5. und 6. Stadtbezirk zuständig und nur 400 m von dem beliebten Touristenziel Panthéon entfernt. In dem Wachbereich gibt es viele weitere touristische Attraktionen, wie beispielsweise die Kathedrale Notre-Dame, die Grande Mosquée de Paris (die größte Moschee Frankreichs), das Quartier Latin (ein Studentenviertel mit vielen Bars und Restaurants), den Schlosspark Jardin du Luxembourg sowie die Brücken Pont des Arts und Pont Neuf. Außerdem liegen die beiden Arrondissements am linken Ufer der Seine, sodass sie vor allem abends viele Menschen anziehen, die dort Musik spielen, tanzen und feiern.
Ich durfte meinen Dienst beim B.T.C. (Brigade Territoriale de Contact) versehen, deutsch: örtliche Kontaktbrigaden. B.T.C. untersteht organisatorisch der DSPAP- Direction de la sécurité de proximité de l’agglomération Parisienne , deutsch: Direktion für die lokale Sicherheit in der Stadtregion Paris. Die Hauptaufgaben der DSPAP sind die Verhütung und Bekämpfung von Kriminalität, sowie die Durchführung von Präventionsmaßnahmen.
B.T.C. ist in drei Dienstgruppen à fünf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte gegliedert. Ich wurde pro Woche für fünf Dienste à 8 Stunden und 10 Minuten im Früh- und Spätdienst eingeplant. Der Frühdienst ging von 9:50 bis 18 Uhr und der Spätdienst von 14:30 bis 22:40 Uhr. Aufgrund der Eigensicherung bestehen die Streifenwagenbesatzungen in Paris grundsätzlich aus drei Polizeibeamten. Daher bin ich als vierte Polizeibeamtin im Streifenwagen mitgefahren.
Im täglichen Dienst unterstützte ich meine französischen Kollegen in ihrer Einsatzbewältigung. Die Einsätze umfassten Einbrüche mit TO- Lagen, Raubdelikte, häusliche Gewalt, Streitigkeiten, Brände und Absperrungen der Moschee während des Freitagsgebets. Wir wurden oft durch die Zivilkräfte vom B.A.C. unterstützt. In der einsatzfreien Zeit zeigten wir besonders an touristischen Orten polizeiliche Präsenz. Im Rahmen der Fußstreife durch das Quartier Latin oder entlang der Seine wurden viele auf meine Uniform aufmerksam, die sich von der französischen Uniform deutlich unterschied. Ich wurde jedoch nicht immer direkt als deutsche
Polizeibeamtin wahrgenommen. Während des Dienstes kam ich mit einigen deutschen Touristen ins Gespräch. Die Rückmeldungen waren immer positiv. An einem Tag wurden eine deutsche Touristin sowie meine Kollegen und ich vom französischen Radio RFI bezüglich der Unterstützung der Pariser Polizei durch europäische Polizeibeamte interviewt:
An meinen freien Tagen erkundete ich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen Paris. Ein Highlight meines Aufenthalts war der Abend des französischen Nationalfeiertages. Jedes Jahr findet am 14. Juli ein großes Feuerwerk rund um den Eiffelturm statt, welches dieses Jahr ca. 70.000 Besucher anzog.
Fazit
Die drei Wochen bei der Polizeipräfektur Paris vergingen wie im Flug und waren eine sehr schöne und erfahrungsreiche Zeit für mich. Nicht nur dienstlich, sondern auch sprachlich konnte ich mich weiterentwickeln und viele neue Kolleginnen und Kollegen kennenlernen, die ebenfalls Interesse an einem Auslandseinsatz zeigten. Es war mir eine große Ehre, die Polizei NRW in Paris repräsentieren zu dürfen und zur Stärkung der deutsch-französischen Beziehungen beizutragen. Die Zeit bei der Polizeipräfektur in Paris wird mir in Erinnerung bleiben. Ich möchte mich bei der Führungsstelle Verkehr des PP Dortmund, meinem Wachleiter PHK Riedel und Dienstgruppenleiter PHK Gotot für die Unterstützung während des Bewerbungsverfahren bedanken. Außerdem bedanke ich mich herzlichst bei Herrn Reul für die Möglichkeit dieses Auslandseinsatzes und beim Referat 425 für die allumfassende Betreuung.